Maria Wighardt-Arnold und Sven Asmussen (Bild: Sandra Weller)

Schlappekicker-Aktion unterstützt Schwimmkurse für Tafelkinder

Wenn die Kinder ins Wasser springen, tauchen sie sofort ab in ihre ganz neue Welt. Aber sie gehen nicht unter. Die sechs bis neun Jahre alten Kinder dürfen schwimmen lernen, sie wollen schwimmen lernen. Am Ende des 25-Meter-Beckens im Oberurseler TaunaBad, am Ende der noch etwas ungelenken Reise durch das Wasser, wartet das Seepferdchen. Ein Ring muss noch herausgeholt werden beim kurzen Tauchgang, ein paar wichtige Regeln für Ausflüge ins Wasser müssen sie kennen, dann darf das Seepferdchen auf Badehose oder Badeanzug genäht werden. Und die Kinder dürfen stolz sein auf ihr erstes Wasserabzeichen.

Schwimmen als Luxus

„#nicht untergehen“ hat die Stiftung Diakonie Hessen eine Aktion überschrieben, mit der über den Stiftungsfonds „DiaKids“ zum Beispiel Kinder gefördert werden, deren Familien von der Tafel Hochtaunus mit gespendeten Lebensmitteln unterstützt werden. Nicht untergehen im doppelten Sinne, nicht im alltäglichen Leben, nicht im Wasser. Das Schwimmen stärkt das Selbstbewusstsein, das Werbebild zeigt fröhliche Kinder mit Schwimmtrainerin im Wasser. Im TaunaBad hat die letzte von drei Wochen Schwimmkurs begonnen, von Dienstag bis Freitag sind die acht Kinder jeweils für 45 Minuten Schwimmtraining gekommen. Verbindlichkeit war die Bedingung für die Teilnahme, dazu mussten sich auch die Eltern bekennen. Das Seepferdchen werden alle packen, da ist sich Dominik Klaus, stellvertretender Betriebsleiter im Bad und geprüfter Schwimmlehrer, sicher. Drei weitere Drei-Wochen-Kurse mit je acht Kindern werden folgen, 32 stolze Seepferdchen sollen an deren Ende auf ein Highlight in ihrem noch jungen Leben zurückblicken. Auch in Friedrichsdorf und in Bad Homburg werden die Schwimmkurse für Tafelkinder von der Stiftung „DiaKidsW mitfinanziert, ebenso in Kassel, Hanau und Gießen.

Schwimmvereine, Schulen und die DLRG lassen die Alarmglocken seit Jahren immer lauter schrillen. Auch die Politik ist in die grundsätzliche Diskussion eingestiegen, doch die Zahl der Nichtschwimmer wird immer größer. Zehntausende Kinder in Deutschland können nicht schwimmen, die Corona-Pandemie hat das Problem mit der „Generation Nichtschwimmer“ verstärkt. Kurse für Anfänger wurden rigoros gestrichen. Ohnehin schon benachteiligte Kinder sind davon besonders betroffen, in Krisenzeiten ist in vielen Familien noch weniger Geld da für Schwimmkurse, die für sie „Luxus“ sind. „Viele haben noch kein Schwimmbad von innen gesehen“, sagt eine Mutter. Sie ist dankbar für das Angebot, das zu Teilen über die Stiftung „DiaKids“ der Diakonie Hessen finanziert wird. „Das Angebot für die Kinder ist wirklich toll, die Kursleiter und das Team im Bad sind sehr freundlich, die Kinder haben viel Spaß, das ist doch ganz wichtig.“

4000 Euro überreicht

Oh ja, es ist richtig was los im Bad, wenn die kleine Bande am frühen Nachmittag anrückt. Die Freude schwappt über aus dem Wasser an den Beckenrand. Da ist die Mutter von zwei Kindern und Tafelkundin, die Famile hätte sich einen Schwimmkurs für ihre beiden Sprösslinge nie leisten können. Das hätte für jedes Kind 180 Euro gekostet inklusive Eintrittsgeld. „Das Engagement der Stiftung gemeinsam mit der Schlappekicker-Aktion soll ein wichtiges Signal sein, für unsere gesellschaftliche und soziale Verantwortung“ ,so Karsten H. Petersen, Vorsitzender des Stiftungsrates Diakonie Hessen. Der Nichtschwimmer-Makel ist nur ein Aspekt von vielen Problemen für die Tafelkinder.

Verfasser des Beitrags: Jürgen Schleicher. Der Beitrag wurde am 24.10.2023 in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht. Das Foto ist von der DiaKids-Stiftung.